Matthäus 18:34-35 „Und im Zorn übergab der Herr den Knecht den Gefängniswärtern, damit sie ihn folterten, bis er alles zurückzahlte, was er schuldete. So wird auch Mein Himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr eurem Bruder nicht von Herzen vergebt.“
Wenn wir uns mit dem Thema der Vergebung beschäftigen, müssen wir auch das Gegenstück berücksichtigen. So wie Vergebung ein Segen ist, ist Unvergebung ein Fluch, der alles Gute vergiftet. Sie beeinträchtigt uns geistig, seelisch und sogar körperlich. In der Tat macht es den ganzen Menschen bis ins Innerste krank. Das Gleichnis vom unversöhnlichen Knecht beginnt mit einer großen Schuld, die nicht zurückgezahlt werden kann. Die Schuld des Knechtes wird ihm dann erlassen, aber er, der von der großen Schuld befreit wurde, weigert sich, eine geringere Schuld zu vergeben. Die Geschichte endet tragisch damit, dass der Knecht die Schuld, die er nicht zurückzahlen kann, wieder auf sich lädt. Das Gleichnis legt das Gesetz Gottes in einfachen Worten dar: Um vergeben zu können, müssen wir lernen, zu vergeben! Das ist kein Ratschlag, es ist keine Option, sondern eine deutliche Warnung.
In jüngster Zeit beobachte ich einen Trend bei vielen Christen, die dem Glauben an Jesus den Rücken gekehrt haben. Sie haben nicht nur den Glauben aufgegeben, sie sind zu erbitterten Feinden Gottes und aller christlichen Dinge geworden. Was hat sie zu solch einem gegensätzlichen Extrem getrieben? Ich glaube, die Ursache liegt im Fluch der Unvergebung. Einige von ihnen wurden vielleicht von Mitchristen verletzt und waren nicht bereit, zu vergeben. Andere haben sich möglicherweise über Gott geärgert wegen Dingen, die sie in der Welt nicht verstehen. Unvergebene Wunden können einen in ein Gefängnis des Elends bringen. Wenn man sich für den Fluch entscheidet, wird man der heilenden Kraft der Vergebung beraubt und steht am Ende wieder am Anfang, voller Elend und mit einer Schuld gegenüber Gott, die man nie zurückzahlen kann.
Die Welt ist voll von Stacheln des Hasses und der Beleidigung. Viele Christen werden in den Strudel des Elends mit hineingezogen. Wir müssen wachsam sein und uns für den Segen und nicht für den Fluch entscheiden. Anderen zu vergeben, ist nicht leicht; manchmal kann es sich als unmöglich erweisen. Dann erfordert die Vergebung Gebet, Nachdenken und die Berücksichtigung unserer massiven Schuld, die uns vergeben wurde. Wenn wir zulassen, dass unser Wille mit Christus gekreuzigt wird, dann fließen die Ströme der Barmherzigkeit und der Segen der Vergebung wird ausgegossen. Wir können hoffen, dass der Segen dem Vergebenen zugute kommt, aber er wirkt sich sicherlich auch auf den Vergebenden aus. Er befreit uns von Lasten, die wir nicht tragen können, und er belebt unsere Seelen. Wie das duftende Öl, das über Jesus ausgegossen wurde, ist die Vergebung anderer ein kostbarer Ausdruck unseres Glaubens. Wir vergeben, weil wir wissen, dass uns vergeben worden ist!